Wenn Schulhund Fina zu Besuch ist, müssen die Fünftklässler Verantwortung übernehmen.
Anna Weber vom Straubinger Tagblatt besuchte vor Weihnachten eine Unterrichtsstunde mit unserer Dackeldame Fina und verfasste danach folgenden Artikel:
„Sind alle Pausenbrote weg?“, fragt Lehrerin Stefanie Kerscher in die Runde. Eifriges Rascheln, die Schüler der fünften Klasse bringen die Brote in Sicherheit. Jeden Mittwoch nimmt die 34-jährige Pädagogin ihren Dackel Fina mit in die Realschule Aiterhofen.
Dann müssen sich die Schüler schon mal an ganz besondere Regeln halten: Das Hundekörbchen muss parat stehen, die Raumlautstärke angeglichen und bestimmte Dinge – vor allem Mützen und Kreiden – weggeräumt werden.
„Die Schüler sollen in ihrer sozialen und emotionalen Kompetenz gefördert werden“, sagt Kerscher. Das ist auch der Grund dafür, dass sie ihre einjährige Dackeldame regelmäßig mit in den Deutschunterricht der fünften und sechsten Klasse der Angela-Fraundorfer-Realschule in Aiterhofen mitbringt. Der Effekt auf die Schüler ist beeindruckend: Schon als die Lehrerin mit der Dackelhündin Fina an der Leine durch die Gänge geht, zaubert das garantiert jedem Schüler ein Lächeln ins Gesicht. Die Nachbarn werden angestupst, es wird Platz gemacht, die Augen strahlen.
Erster Platz bei der Begleithundeprüfung
Und Fina verzaubert nicht nur die Schüler – auch die Kollegen, der Schulleiter und sogar der Paketbote halten dem treuen Hundeblick nicht stand. Im Klassenzimmer angekommen, ist die Freude über den regelmäßigen Gast groß – auch beim Hund. Als sich die Schüler auf den kleinen Dackel stürzen, um ihn zu begrüßen, wirft sich dieser auf den Boden und lässt sich den Bauch streicheln. „Fina ist immer friedlich und freundlich“, erklärt Lehrerin Stephanie Kerscher. Um Komplikationen auszuschließen, hat sie mit ihrer Dackeldame eine Begleithundeprüfung gemacht – und sogar den ersten Platz dabei erhalten. Zudem hat sie die Eltern informiert und mögliche Hundehaar-Allergien der Kinder ausgeschlossen. Regelmäßige Besuche beim Tierarzt bestätigen die Gesundheit des Tieres.
Für Kerscher sind dies Grundvoraussetzungen, dem pädagogischen Mehrwert steht daher nichts mehr im Wege. Die Schüler hätten sich dadurch verändert. „Den Kindern macht es einfach Freude, dass der Hund da ist“, erzählt die Lehrerin. „Sie übernehmen automatisch Verantwortung für Fina, ohne dass ihnen das bewusst ist.“ Zu Beginn habe sie ihren Schülern Einblicke in das Verhalten und die Umgangsweise mit einem Hund gegeben. Mittlerweileist es so, dass sich die Schüler gegenseitig ermahnen, wenn eszu unruhig wird. „Psst, für Hunde ist es nicht gut, wenn es laut ist“, heißt es dann unter den Schülern.
Erstaunt zeigt sich auch Schulleiter Wolfgang Zirm. Die Schüler nehmen auf ein Tier viel mehr Rücksicht als auf ihre Mitschüler, sagt er.
Positiv wirkt sich der Hund auch auf die Lernmotivation aus: Wer seine Aufgaben zuverlässig und flott erledigt, der darf zum Pult vorkommen, neben dem Fina bei Stillarbeiten liegt, und ihr ein Leckerli geben. Die Schüler strengen sich daher an, zügig fertig zu werden.
Hunde-Mittwoch motiviert die Kinder für die Schule
Auch wenn Fina manchmal etwas Unruhe ins Klassenzimmer bringt – beispielsweise, wenn sie eine Mütze aus einer Schultasche klaut – letztlich steigert das nur die Motivation der Schüler, in die Schule zu gehen. „Die Kinder freuen sich auf den Mittwoch“, erzählt Kerscher. Einfach, weil da die fröhliche Dackeldame dabei ist. Da wird sich beinahe darum gestritten, wer das Hundekuchen holen, Fina anleinen und aus dem Klassenzimmer führen und wer ihr als Belohnung ein Leckerli zustecken darf.
Aber nicht nur die Kinder freuen sich auf den Mittwoch – auch Dackeldame Fina geht gerne mit in die Schule. „Da erlebt sie was. Wenn es ihr dabei nicht gut gehen würde, würde ich das nicht machen“, so die Lehrerin. Und die Kinderliebe kennt man der Hündin auch an: Während dem Unterricht rennt sie von einem Tisch zum nächsten, begrüßt ein Kind nach dem anderen. Ihre Augen leuchten dabei und wenn sich die Kinder unter die Tische bücken und sie streicheln, hat sie auch nichts dagegen. Da heißt es für die Lehrerin aufpassen, dass die Kinder nicht alle irgendwann unter den Tischen abtauchen.
Text und Fotos: Anna Weber